Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Wenn und Wann
Yin und Yang, ja, das lernte ich bereits in der Grundschule. Oberlehrer Meier baute seinen Ethik- und Philosophieunterricht auf diesem Prinzip auf. Er versuchte es uns mit einfachen Worten beizubringen. Ich erinnere mich noch beinahe an jedes Wort, da ich nur ‚Bahnhof‘ dabei verstand:
„Yin und Yang bezeichnen „Gegensätze“ in ihrer wechselseitigen Bezogenheit als eine Gesamtheit, einen ewigen Kreislauf. Daher können sie zur Erklärung von Wandlungsvorgängen und Prozessen und zur Darstellung der gegenseitigen Begrenzung und Wiederkehr von Dingen benutzt werden.“
Wobei der Lehrer ‚Yin‘ mit einem extrem gedehnten iiiiiii aussprach und das 'a' von Yang beinahe in die Luftröhre bekam, es sich dann wie Yiiiiiing und Yng anhörte, als habe die Paradiesschlange sich an diesem Buchstaben verschluckt und ihn mit dem langgezogenen iiiiii versucht wieder auszuspucken. Dies dem durch den Vorfall zum Untier mutierten Gewürm aber nicht gelang und das Reptil damit das Zeitliche auf immer gesegnet habe. Die Erbsünde auf ewige Zeiten auch unseren Lehrer fest im Würgegriff in der leider nicht entwürgenden Hand halten würde.
Meier, der gemäss Zivilstandsbuch Müller heisse, so wurde es in der Schulgerüchteküche, die uns Schüler stets nimmersatt hinterliess, verbreitet. Weshalb wurde nie erläutert, besonders nicht, dass ein gemeiner Name durch einen anderen ebensolchen ersetzt worden sei. So vermutete ich damals, dass dies dem Umstand zu verdanken war, da eine mit so zahlreichen Gemeinheiten der Schülerschaft konfrontierte und diese wiederum ausspuckende Lehrerseele es zum Überleben nicht anders verkraften konnte.
Doch zurück zu Yin und Yang, das mir dann im Leben immer wieder begegnen sollte, mich stets an meine belastete Schulzeit erinnerte.
Zwar habe ich es in WENN UND ABER umgedeutet. Ganz ohne das Wörtchen OHNE, das ich durch MIT ersetzte.
Zu 'MIT WENN UND ABER'.
Denn, nicht wahr, alles ist damit über den Verlauf eines Lebens ausgesagt. Alle Hochs und Tiefs. Jede Windrichtung, die uns ins Hier und Jetzt, ins DANN und WANN, ins GLEICH und WEICH versetzt, versenkt, gar in seltenen Glücksmomenten himmelhoch erhebt.
Wie die Jahre vergingen auch die Erinnerungen an die Schulzeit immer schneller. Yiiing und Yng versanken in der Vergangenheit. Die eigene Lebensphilosophie vertiefte sich. In mir entstand eine neue Sicht.
Mit der Musse des Ruhestands begann ich ein neues Steckenpferd. Zu Hilfe kamen mir mein scharfer Verstand und das von mir entworfene Fantasie-Hirn-Skalpell. Ich begann, Wörter zu sezieren. In ihre Einzelteile zu zerstückeln.
Erkannte mit der neuen Sicht, dass exakt dieses Wort aus einem starren ICH, das sich als Tarnung ein ‚S‘ als Kopfhaube und ein ‚T‘ als Schuh auswählt, alles, was vom Individuum aus gesehen wird, vollkommen der Ich-Sicht unterworfen wird.
Wodurch aus Yin und Yang die philosophische Erkenntnis 'WARUM UND WIESO' geboren wird …
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
I N N E H A L T E N
EINEN AUGEN
BLICK ZURÜCK
EINEN BLICK ZU
BODEN UM UNSERE
ZUKUNFT ZU ERPROBEN.
DEN MORGEN NICHT
VOR DEM ABEND
LOBEN.
INNEHALTEN
BEDEUTET DAS
MORGEN TÄGLICH
GEMEINSAM NEU UND
PFLEGLICH ZU ERPROBEN