Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Ver-nunft
Meine studentische Freundin, sie studiert Philosophie insbesondere da dies bisher eine männliche Domäne sei, die es zu durchbrechen gelte, hält mir regelmässig lange Monologe über die Vernunft. Da Marie - das ihr Taufname, ich nenne die so verehrte, dank ihrer meeresblauen Pupillen, die ein Fenster zu ihrer beeindruckenden Seele erlauben, Tama (Juwel/Seele), da sie zuvor auf der Suche nach dem Sitz der Seele im menschlichen Körper ein Medizinstudium aufgenommen und wegen der Aussichtslosigkeit des Unterfangens wieder abgebrochen hat - das Sezieren erlernt, nun das Erlernte auf Worte anwendet, bespricht sie in ihren Erklärungen über das sezierte Wort VER-NUNFT. Weist darauf hin, dass ein Begriff, der mit 'Ver' beginnt, meist, nur wenige Ausnahmen beweisen das Gegenteil mit Negativismen geschwängert sind. Begonnen von Verletzung, über Verzögerung, Vergrämung, Verdummung, Versetzung, Versuchung, Vergrabung, Verbummeln, Verlangsamen, Verticken, Verstecken, Verblassen, Ver-dach-t (was das mit Dach zu tun hat, sei ihr schleierhaft) und so weiter, beinahe unendlich! So auch das Wort Ver-Nunft. Mit Nunft habe es zwar rein keine Verwandtschaft (schon wieder ein negativ besetztes Wort) Aber Vernunft sei eindeutig verneinend zu erklären. So soll ich ihr nur einen Fall nennen, bei dem Vernunft positiv zu deuten sei. Der sei ihr bisher noch nie begegnet. So auch nicht die Beziehung mit mir. Ich sei zwar ein scheinbar nach aussen vernünftiges Wesen, doch wenn man hinter die Fassade blicke, sei die Vernunft nur Staffage und Unvernunft die wahre Wahrscheinlichkeit meines Inneren, der sie mit Vernunft nicht beikommen könne. Sie hege den Verdacht, dass ich hinter meiner Vernunft sich das Gegenteil, wie es die Vorsilbe bereits klar zum Ausdruck bringe, verberge.
Und so lebe ich seither als vernunftloser Unvernünftiger und schlage dem Verlag Duden vor, der Vorsilbe VER stets ein UN vor die Nase zu setzen, was unsere Welt so viel heiterer und gerechter gestalten würde! Versuchen Sie es selbst, sie werden erstaunt und überrascht sein über den Wahrheitsgehalt dieser zwei Buchstaben als Ergänzung für das nackte und dadurch beschämende Ver ...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
V E R N U N F T
Zünftig und
Vernünftig soll
Zukunft künftig
Gestaltet sein.
Verkünden
Vernünftig
Gestalter und
Vernunft Verwalter..
Allein Unvernunft
Gestaltet oft
Die verwalteten
Gestalten
Der gestalteten
Gestalter.