Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Unschlagbar
„Unschlagbar ist das! Einfach unschlagbar!“ murmelt mein Ältester, er ist gerade 14 geworden, vor sich hin. Ich sitze an meinem Home-Office Pult im Wohnzimmer, er am Küchentisch. Denke, was fantasiert er wieder? Sitzt wohl, so vermute ich, an seinem Homeschooling Laptop. Bearbeitet bestimmt seine ihm gestellten Aufgaben. Typisch für Peter. Hält sich stets für unschlagbar. Eine Überheblichkeit die ich ihm seit seinen Kindheitstagen auszutreiben suche. Vergeblich. Woher hat er diese Unschlagbarkeitsgene erhalten? Bestimmt nicht von mir. Ich zweifle seit meinen Jugendzeiten an mir selbst. Habe stets - und leider immer noch - an mir gezweifelt. Meinen Fähigkeiten. An meinem Aussehen, obwohl ich immer wie eine herrliche Blüte von Männern umschwärmt worden bin. Nie aber meinen Traum-Mann finden konnte. Auch Peters Vater war es nicht. Ein eigensinniger, eigenbrötlerischer Mann, mit dem ich es gerade zwei Jahre ausgehalten habe, bevor ich das Handtuch warf, mit Peter einfach auszog. Mich seither trotz meiner Selbstzweifel redlich durch das Leben schlage.
Denn als Astrobiologin bin ich im Astrophysikalischen Institut in meinem Fachgebiet wie Himmelskörper sich befruchten, ja erblühen können, dank meiner Fantasie nicht ungefragt. Habe die Theorie aufgestellt, dass Astral-Himmelskörper, analog der irdischen Insekten, von Sonne zu Sonne, von Planeten zu Planeten fliegen, deren Atmosphäre küssen und damit den Befruchtungsprozess in Gang bringen, deren Resultat auch wir Menschen in einer Wahrscheinlichkeits-Möglichkeit von 0,023 % sind. Zwar ein kleines, in Promille-Grenzen liegendes Ergebnis, doch immerhin und passend zu meinem Selbstwertgefühl, das meinem Sohn keineswegs abhandenkommt, nein, meines mehr als kompensiert.
Unschlagbar! Wie kann er nur! Zweifel sind ihm fremd. Er wird bestimmt im Leben auf seine Nase fallen. Sich die Nase brechen. Hoffentlich nur diese. Denn wer ist unfehlbar? Eine menschliche Unfehlbarkeit gibt es bestimmt nicht. Im allerbesten Fall eine astrale und diese nur im eben genannten Promille Bereich. Muss mein Home-Office, Home-Office sein lassen, habe dann die ganze Nacht vor mir, in der die Sterne mir bei meiner Forschung weiterhelfen können. Die Wahrscheinlichkeit um ein kleines Drittel-Promille anheben oder abstürzen lassen können. Muss Peter den Kopf zurechtrücken gehen. Ihn lehren, dass unschlagbar ein Wort der Unmöglichkeit darstellt. Ein No-Go. Ein Genickbrecher-Gen dem er nicht anheimfallen soll. Darf. Trotz der Gene, woher diese auch in der Ahnengalerie stammen mögen.
Öffne die Küchentüre. Peter sitzt am Küchentisch. Vor ihm ein Behältnis. Und einen Mixer. Er schaut mich mit Wutblitzenden Augen an. Bemerkt:
„Diese Sahne ist unschlagbar, ich versuche es seit 10 Minuten!“