Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
UNGEZÜGELT
„Ungezügelt, ungezügelt kommen sie daher“, nuschelt der Landwirt mir entgegen. Gefahr im Anzug denke ich sogleich. Ziehe meinen Kopf ein. Man kann nie wissen was einem da entgegen kommen kann! Der Hof behäbig. Altertümlich. Ein grosses Tenn, vor dem ich den Heuduft durch beide Nasenlöcher genussvoll einziehe. Doch die Gefahrengemengelage will nicht aus meinem Kopf weichen. Ungezügelt. Kann sich nur um ein durchgebranntes Pferdegespann handeln. Oder gar Wildpferde die im Galopp auf mich zu rennen, mich zertrampeln können. Mir sämtliche Knochen brechen werden. Oder gar fliegende Pferde? Pegasus lässt seine Flügel- und Hufspuren in meinem Kopf bildlich abkupfern. Das alles ungezügelt. Doch auch ungezügelten Genuss kann es geben. Wer will sich daran delektieren? Ich jedenfalls nicht. Zu gefährlich. Suchtgefahr! Da blinkt gleich gelb ein Licht in meinem Augenhintergrund. Ungezügelt will ich nicht leben. Nicht der Ausschweifung meine Tribute zahlen. Nicht beritten. Auch nicht unberitten. Da! Eine Staubwolke erhebt sich am Horizont. Dort hinter der Bergkuppe. Exakt Kimme und Korn ausgerichtet. Wie sonst als militärisch denkend, soll ich mich gegen das was über mich hereinbricht zur Wehr setzen?
Der Bauer zeigt auf den Staub. Verkneift sich das Lachen. Verkostet sich genüsslich an meinen angstgeweiteten Pupillen. Meint beinahe hämisch, dass es sich um einen Wetterwechsel handelt. Einen Fallwind, der solchen Staub auslöst. Das Ungezügelte liege noch vor mir. Ich würde aus dem Staunen nicht herauskommen wenn es dann eintreffe. Er werde sich dann in Sicherheit bringen. Ohne auf weitere ihn nicht betreffende Verluste zu achten. Nicht feige sei das. Nein, reiner Überlebenswille. Überlebensinstinkt. Was ich dann unternehmen würde liege ganz eindeutig nur an mir. Nun, wie sich auf eine Gefahr einstellen, die zwar sichtlich, aber doch nicht ersichtlich ist? Wer oder was kann ungezügelt sein, zermartere ich mein armes Hirn, das bereits im Überlebensmodus denkt. Besser ausgedrückt tickt. Wie ein altertümlicher Wecker tickt. Gleich wird die überlaute Schelle, das Gerrassel losgehen. Diese entsetzliche Lautfolge die mich einst aus dem friedlichen Schlaf des Gerechten gerissen, auf diesem Planeten landen liess. Nun denn, ich muss es geschehen lassen. Ungezügelt.
Meine Hirnwindungen beginnen sich zu begradigen. Schlagen die geniale Lösung vor: ‚Bereite ein Salatdressing vor. Eins‘, schlagen sie vor, wie es im (Koch)Buch der Bücher steht. Pflücke daraus das U+N. Werfe beides in die Schüssel. Lasse das U+N ziehen. Sich vollsaugen mit dem Dressing, als sei dies ein Dress Code. Richte das Gericht appetitlich an. Verzehre beides mit dem dich verzehrendem Genuss. Alles wird dann gezügelt sein. Auch dein Appetit auf Ungezügeltes ....