Es klopft an der Eingangstüre. Laut und übervernehmlich. So laut und mitten in der Nachtruhe? Ich blicke auf die Uhr. 23.37 h. Weshalb benutzen die Einlassfordernden nicht die Klingel? Oder melden sich mit einem Telefonanruf an? Das Geklopfe könnte aus einem Kriminalfilm abgekupfert sein. Dort begehrt einzig die Polizei mit wilden Rufen auf diese Weise Eintritt. Doch kein anderer Laut ist zu vernehmen, ausser diesem Poltern an der Eingangstüre. Ein Geräusch das mir Angst einjagt. Angst nicht einzig für mich. Nein, auch für die massive Holztüre für die ja eine unbedingte Unschuldsvermutung zu gelten hat. Jetzt ein Knirschen und Splittern. Meine Vorahnung trifft ein … Nun packt mich tatsächlich körperliche und nur teilweise bekleidete Angst. Gepaart mit Wut. Wut über den oder die Eindringlinge. Einbrecher? Geiselnehmer? Bestimmt keine Geiselgeber. Da, schwere Tritte auf der Holztreppe. Wenn diese nur hält! Sie hat bereits das Syndrom des Morbius Morschus. Bekannt und gefürchtet in der Holzwelt. Holzweg? Im doppelten Holzboden. In der Kabine des Souffleurs. Des Einspringers in höchster Wortesnot. Über den es dann kein Entrinnen aus der Gefahrenwelt mehr geben kann. Eine Treppenstufe bricht, nach an mein Ohr wehendem Schallklang wuchtig ein. Doch das Treppenstufentrittgewitter geht voran. Muss ein schwerer Brocken sein. Ein extra machtvolles Polizistenschwergewicht? Doch jetzt, kurz vor Mitternacht, ringelt sich ein grauer langer Rüssel um die Ecke in Richtung meiner Schlafstätte. Winkt mir zu. Banane holen? Zucker? Einen Salatkopf zur Beruhigung der Trombone und dessen was dahinter stecken mag. Doch da vernehme ich ein Gemurmel. Ein Zähneknirschen das von heftigsten Schnaufern begleitet wird und in ein leises Singsang übergeht. Elefantensprache? Oder welches Wesen ziert sonst ein mächtiger Rüssel. Rüsseltier? Nein, das ist viel kleiner. Und als ich aus dem Singsang Worte bilden kann - seit wann verstehe ich Elefantensprache ist mir vollständig neu, nie gelernt, nie studiert - erklingt, falls ein Schrei überhaupt erklingen kann, so heftig, dass der Boden meiner Wohnung ins Zittern gerät, ein beleidigter Singsang-Aufschrei.
Er sei kein Elefant. Ein Mammut. Elefantensprache ein primitiver Mammut-Dialekt. Aber er wolle nicht rechten. Sei nur auf Stippvisite hier. Stippvisite, um klar zu stellen, dass diese neuste Verschwörungstheorie die da lautet der bedrohliche Virus stamme von den Mammuts ab und habe die Eiszeit überlebt, unwahr sei. ‚Fake News‘. Denn schliesslich gehe es um Mammutehre. Und die sei gewichtig. Damit habe er seine Pflicht getan. Könne nun getrost getröstet in der Vergangenheit verschwinden, die er nur für diese Stippvisite - was dieses Wort auch immer bedeute – auf hoffentlich ewige Zeit, betreten habe...
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"Stippvisite" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:
Ein Kommentar zu dieser Kurzgeschichte:
Am 11. Mai 2020 schrieb ein anonymer Leser:
"Es geht uns einfach zu gut. Viele meinen, sie hätten die Weisheit gepachtet und streuen mit ihrer vehement vertretenen Positionen, die auch kein Widerspruch oder Argumente gelten lassen, Mantramässig mit viel Lärm in die Welt hinaus. z.B. Klimasektierer (Klimasorge IST wichtig)- Impfgegner, die neuen selbsternannten „Medizinpäpste“ in der Corona Zeit die mehr Angst und Unsicherheit verbreiten als dass sie etwas positives beitragen.
Meine Beispiele sind nur aus der jetzigen Zeit, darum wichtig, bevor man den lauten „Propheten“ glaubt; selber denken.
Die Geschichte von Francois Loeb ist so super gut, denn sie trifft den Zeitgeist in der Sache auf den Punkt, Danke.
"
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Herzlichst Ihr François Loeb
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An regnerischen Tagen liebe ich es in der kleinen Stadt, in der ich wohne herumzuschlendern. Neue Strassen zu entdecken. An Haustüren Namen und Gewerbe zu erforschen...