Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Schnurstracks
„Schnurstracks gehst Du jetzt Dich entschuldigen“, bemerkt mein Lebenspartner mit einer Bassstimme die mich beängstigt. „Entschuldigen? Weshalb? Ich habe doch nichts Ehrenrühriges zu Deinen Eltern gesagt“, erwidere ich. „Und wie! Du gefährdest mein Erbe nur weil Dir die Sonntagssuppe nicht geschmeckt hat die uns aufgetischt wurde. Du weißt doch wie empfindlich die Mama auf Kritik an ihren Kochkünsten ist. Obwohl, Du hast recht, die Karottensuppe hat scheußlich geschmeckt. Versalzen. Verpfeffert und dann noch nachgezuckert! Aber deswegen Millionen aufs Spiel setzen? Und das in unserer klammen Finanzsituation. Und lange kann es nicht mehr gehen. Mit den Kochkünsten. Hast das Zittern bestimmt bemerkt! Und sie besitzt alles. Die Gaben kommen aus ihrem Familienstamm. Habe ihren letzten Willen gesehen. Ich werde der Haupterbe sein. Aber da ist eine Klausel die lautet: ‚Nur bei Wohlverhalten. Wohlverhalten seiner Familie, ob angetraut oder nicht.‘ Also Du gehst jetzt schnurstracks. Ist doch nicht so schwer. Setzt Dein Allersünderlächeln auf, das Du so gut beherrscht und gibst bekannt, dass Dich gestern Sonntag eine schreckliche Migräne heimsuchte und Du deshalb nicht gut drauf warst. Deine Zungenrezeptoren bestimmt auch in Mitleidenschaft gezogen worden sind.“
„Wegen Geld Lügen zu Tische tragen, nein da bin ich nicht dabei!“ „Ach komm ist doch wirklich nicht so schwer. Du bist schlicht eine Ehrlichkeit-Fanatikerin. Und dafür Millionen opfern. Du weißt wie nachtragend sie ist und ihr Notar ein guter Freund. Mit dem hat sie bestimmt bereits gesprochen. Ihm Interpretationen ihres Testaments mitgeteilt. Sei nicht stur. Geh jetzt schnurstracks!“ Also hole ich aus unserer Geschenk- und Papierschublade eine Schnur, entdrille diese, wissend dass in früheren Zeiten aus Schnüren Papier gefertigt wurde. Entschuldigungen haben in meinen Augen durchaus mehr Gewicht, wenn diese schriftlich ausgesprochen und persönlich überbracht werden. Das nehme ich mir vor. Also zuerst die Schnur auflösen, fühle mich als Lumpenreißerin wie in alten Zeiten der Beruf genannt worden ist. Suche einen Bottich um die Fasern aufzulösen. Zu einem Brei zermatschen. Sehe, dass ich dadurch Zeit gewinne. Wann wird wohl das Papier bereit sein? Wird eine Weile benötigen.
Benötigen? Ja, ich bin in Not! Wie soll ich mich gegen meinen Willen nur ihm zu Gefallen entschuldigen? Nicht nachdenken. An die Arbeit machen. Papier ist geduldig sagt ein wahres Sprichwort. Und erst recht dessen Herstellung aus Schnüren! Und Entschuldigungen müssen warten können. Auch Erbschaften zuleide. Leid? Ist doch keines, wenn ich den Mut in beide Hände nehme. Doch das Papier misslingt. Na ja. Manche Entschuldigungen auch, tröste ich mich bevor ich mir einen Schluck heißer Schokolade genehmige die wohlig in meinem Gaumen mein schlechtes Gewissen in ein sanftes Ruhekissen wandelt ...