kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Schattenspiele

Erst vor wenigen Monaten hat das IOC (Internationales Olympisches Commitee) die Schattenspiele als Olympische Disziplin aufgenommen. Da bisher noch keine Nationalen Meisterschaften in dieser Sportart ausgetragen wurden, sind die Chancen einer Teilnahme hoch. Zudem ist mein Schatten besonders ausgeprägt, sodass ich keine Konkurrenz zu befürchten habe. So trete ich den leichten Gang (Schatten sind per Definition gewichtslos) an den IOC-Sitz in Lausanne an um mich anzumelden. Möchte dabei zudem erfahren, wo die Schattenspiele ausgetragen werden. Klar, da noch kein nationaler Schattenverband besteht, werde ich die Kosten wohl oder übel selbst übernehmen müssen. Das Tragische an der Sache ist, dass mein Schatten von mir abhängig ist und ich von ihm. Wäre ein Leichtes nur ihn, ohne mich an den Wettbewerb zu verfrachten. Er hätte gefaltet in einem Briefumschlag der Grösse C 6 genügend Raum. Doch auch durch langes nächtliches Zureden, diese Gattung Wesen ist nachts am besten anzusprechen, zieht er sich doch da in eigene Traumwelten zurück, fruchtet nichts.

Er, mein Schatten, sei in mich verliebt und deshalb fest an mich gebunden. Zwar könne ich ihn ignorieren, nicht beachten, doch er sei stets bei mir. Nicht abzuschütteln. Selbst ohne jede Lichtquelle lebe er, zwar dann mikroskopisch klein und rekle sich in meinen oder seinen eigenen Träumen. Somit ist klar, dass wir zwei gemeinsam an dem Olympischen Wettbewerb teilzunehmen haben und die Transportkosten an den Austragungsort, da mein Leib nicht faltbar, sei nicht unerheblich und könnten das Haushaltsbudget unserer Zwangsgemeinschaft rasch übersteigen. Er riet mir deshalb vor dem leichten Gang zum IOC auf Sponsorensuche zu gehen, wobei ich beachten solle, dass das Mass der Zuwendungen keinesfalls masslos sein dürfe, ansonsten ich als beruflicher Schattengänger von den Spielen ausgeschlossen werde.

Diese Vorschläge meines Partners bereiten mir schlaflose Nächte, in denen ich alle Möglichkeiten abzuwägen versuche und schliesslich zum Entscheid gelange, die Schattenwirtschaft als Hauptsponsor anzusprechen. Diese ist weit verbreitet und durch die Steuer- und Sozialkosten Einsparungen vermögend. Doch wohin muss ich mich wenden, da Schattenwirtschaft sich in Klandestinen versteckt und bedeckt verhält. Steuerämter und deren Fahnder ansprechen? Bekannte Steuerberatungsbüros? Oder Schliessfächer von Banken, aber diese haben willentlich keine Stimmbänder, sind also keinesfalls auskunftsfähig. Muss mir einen Schlachtplan aushecken. Mich unter die Brombeerhecke legen. Zerkratzen lassen. Werde dies aber erst unternehmen, wenn Früchte an den Stauden reif sind, um zum Schwarzgeld, das alleine durch die Schattenwirtschaft in Deutschland an die jährlich schätzungsweise hundert Milliarden beträgt, passende Mundbemalung zu erreichen.

Vorerst mich beim IOC erkundigen, wie die Spiele ablaufen und welcher Art die Bewertungen erfolgen werden, aufdass mein Schatten, der mich immer begleitet, Aussichten auf die Medaille haben wird. Selbstredend die schwarze Gold-Auszeichnung aus unversteuertem Edelmetall. Wie könnte es denn anders sein.

Mein Schatten drängt mich zur Reise in die waadtländische Hauptstadt, dem Sitz der Olympischen Organisation. Er wünscht sich um dem schweren dunklen Schatten, der über der gesamten Menschheit hängt, dem Klimawandel gerecht zu werden, einen Fussmarsch dorthin. Als ich ihm entgegne, die beinahe 750 km seien leicht zu lang, um vor den Spielen das Ziel zu erreichen, bemerkt er, dass dies nicht notwendig sei. Denn als Schatten auch nur meiner, kenne er die Spielregeln bestens. Es sei ein Versteckspiel. Wer sich am idealsten verbergen könne, habe gewonnen. Und da sei ich bereits Weltmeister ohne jegliche Wettbewerbsspiele …


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

DAS LIED DER SCHATTEN

Als wir Menschen
Unsere Schatten noch
Im Licht zu zeigen wagten
Versteckspiel noch nicht als
Schminkentünche nötig waren.

Das war die Zeit der Wahrheit
Klar ins Gesicht zu schauen
Gemeinsam zu vertrauen.

Fake und Hate noch
Fremdwort waren
Oje wer mit der
Zeit nicht geht
ungeschminkt
verweht.




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