kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.

Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf  >>) :

Risikogruppe

„Int. an Infos über Risikogruppe? Jeden Dienstag 14 h bt. Pünktl! im Rössli b. Bier+Brezel! Herzl. Willkommen. Kn.Anmld. notw.“

Das lese ich heute Dienstag früh in meinem Leiblokalblatt auf S.8 unter 'Verschiedene lokale Meldungen'.
Muss ein Abkürzungsfieber ausgebrochen sein. Oder wird Druckerschwärze knapp?
Möglicherweise bestimmt bei dieser Einladung zur Risikogruppe! Finanzebbe des Vereins? Darauf deuten die 2 mickrigen Zeilen hin. Sicher die  Zeilenpreise! Nicht Buchstabenabrechnung. Ist auch gerechter. Denn wer bezahlt sonst angeknabberte Zeilen? Auch Medien müssen ums Überleben kämpfen!
Jedenfalls wurde mir medial eingebläut, ja, eingepaukt, dass ich zur Risikogruppe gehöre. Also habe ich mich wohl oder übel dort einzufinden, um weitere Befehle entgegen zu nehmen. Und das bei Bier+Brezel. Immerhin grosszügig. Der Staat wird dafür aufkommen. Könnte auch eine Bock- oder Weisswurst mit Senf dazu spendieren. Korrektur Weisswurst fällt aus. Darf nur bis 12 h kredenzt werden. Bayrische Regel. Stur wie die Bockwurst, die ganztägig auf Tellern glänzen darf, um dann vertilgt den Weg alles Irdischen anzutreten. Komme wurstfehlend zum Schluss, dass das Angebot sich doch kleinzügig, oder gar durchzügig präsentiert. Blicke auf die Uhr. Oh Jeeh! Halb Zwei! Muss mich sputen. Anziehen. Am besten die grüne Jäger Joppe. Passt zum Angebot. Das Rössli ist zu Fuss in 20 Minuten zu erreichen. Mit Maske 22‘! Los! Passende Schuhe. Geldbörse nicht notwendig. Alles vorbezahlt. Immerhin auch ohne das böse Ende der Wurst, die es nicht gibt. Bin bereits auf der Strasse.
Der Nachbar, ein geschwätziger Kerl, wohl nicht zur Risikogruppe gehörend, will mich in ein Gespräch verwickeln. Ich verweigere mich. Weise auf dringende Gespräche hin, die meiner Gesundheit dienen. Er wirft mir Fragezeichen nach. 5 an der Zahl. Sie treffen mich im Nacken. An den Ohrläppchen. "Arzt? Coraona? Positiv?" Die zwei weiteren vernehme ich nur als Krächzer. Uff! Dem entkommen. Nur noch einige 100 Meter im Quadrat bis zum Rössli! Muss noch mehr Muskelgas geben.
Füsse schneller bewegen. Ist das vernünftig für ein Mitglied der Risikogruppe? Doch ‚bt. Püktl.‘ Treibt mich an. Bringt mich ausser Atem. Muss doch wissen was für mich geplant ist. Und dieses ‚bt. Pünktl?‘, werden die Türen um 14 h verriegelt? Muss der Rest der Riskogruppe aussen vor bleiben. Ohne lebenswichtige Wegbeschreibung der Zukunft auskommen? Da, ich erblicke bereits das Wirtshausschild. Ein übergrosses Pferd. Doch es hängt nicht beim Eingang. Nein, es kommt mir atemlos entgegen. Schnaubt und wiehert mich an. Auf ihm ein Reiter. Das Pferd ein Schimmel. Der Schimmelreiter? Er ruft mir unverständliches zu. Ich vernehme nur das Wort „Geschwind“. Lässt Flugblätter hinter sich statt Pferdeäpfel. Ich greife nach einem. Auf ihm in feuerroter Schrift:
‚Rössli durch behördliche Verordnung geschlossen, Bier+Brezel to go nicht erhältlich. Dies das Risiko der Risikogruppe!‘
Zum Wohl, denke ich, zum Wohl …




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"Risikogruppe" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:






Ein Kommentar zu dieser Kurzgeschichte:

Am 30. Januar 2021 schrieb ein anonymer Leser:

"Liebe Deine Art zu schreiben, locker vom Hocker, aber gekonnt! Nie langweilig, oft versteckt hintergründig und genügend Stoff um in einer ruhigen Stunde Deine Geschichten durch den Kopf ziehen zu lassen."




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