Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Der Pendler
Also, es war meine Idee, eine Pendlervereinigung ins Leben zu rufen. Vom Erfolg war ich overwhelmed, wenn das Wort richtig geschrieben ist, denn Englisch ist die Sprache der Social Media, und dort rief mein Aufruf die unterschiedlichsten Interessenten auf den Plan, die sich dann bei der Vereinigung anmeldeten. Die einen, die Pausenverpflegung in der Bahn forderten, andere, die meinten, die Pendlerzeit sei als Arbeitszeit anzurechnen und die Fahrradpendler mit dem Wunsch, die Fussgängerschaft sei von Velowegen zu verbannen, um nur einige Herausgepickte zu nennen. Bei den vielen Hundert Angemeldeten überlege ich mir, diese in Kategorien zu ordnen, damit ein vernünftiger Meinungsaustausch entstehen kann. Denn was soll der Pausen-Forderer mit den Fussgänger-Verbannern austauschen? Doch bei der Einteilung in Gleichgesinnte taucht unmittelbar ein neues Problem auf. Wer wird in meiner Kategorie dabei sein? Gibt es andere Pendler wie mich, die mit dem Ruderboot unterwegs sind? Ich zweifle. Nicht nur ein bisschen. Nein, einen ganzen Bissen, der vom Leben abgeknabbert ist. Vom bunten Sein. Von all den Erfahrungen, die Menschen während ihrer Berufsausübung in ihrem beinahe schwerelosen oder pickelhart gewichtigen Rucksack mit sich tragen. Doch sind die alle mit meinem Schicksal zu vergleichen? Kaum!
Einem Lebenslauf, der in Isolation vor sich geht, von dem ich bisher niemandem erzählen konnte. Zu unglaubwürdig würde ich dastehen. Verlacht, ja ausgepfiffen, möglicherweise gar in eine Irrenanstalt eingewiesen werden. Und wenn ich in mich gehe, ist es nicht ausgeschlossen, dass ich die Pendlervereinigung vielleicht nur deshalb unterbewusst ins Leben gerufen habe, um die unwahrscheinliche Möglichkeit eines Gleichgesinnten zu entdecken. Eines Bruders im Geiste, obwohl mir nach meinem Schicksal überhaupt nicht der Sinn steht. Deshalb eher die Suche eines Gleichgezeichneten, mit ihm oder ihr mein Schicksalslos zu teilen. Keineswegs das grosse Los. Nein, es ist ein kleines. Das Kleinste, wenn ich es mir richtig überlege. Und ein so seltenes, dass es wiederum, durch das Sternenguckerrohr betrachtet, einen roten Riesen beziehungsweise ein schwarzes Loch darstellt, das alles anzieht, aufsaugt, vereinnahmt.
Denn ich rudere als Pendler tagnächtlich. Führe dabei menschliche Fracht mit mir. Die, falls ein erfülltes Leben hinter ihr steht, bedauernd, sonst aber hadernd, von mir über den Fluss geschippert wird. Was zum mystischen Fluss Hades, den ich Tag und Nacht pendelnd zu durchqueren habe, wörtlich und sinngemäss mehr als passt ...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
D A S P E N D E L
Es pendelt das Pendel der Pendler
Ganz nach dem griechischen Kalender
Hin und her vom Festland zum welligen Meer.
Bald zurück ent-zückt
Dann bedrückt
Ver-rückt.
Alltäglich alsdann beginnt
Das erneute täglich Pendeln
Gerinnt im Stau zum Stundenklau.