kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>

Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

PA

Nach langem Fussmarsch erkenne ich auf dem Strässchen ein grosses, mit roter Farbe aufgesprühtes P. Es wird sich um Arbeiten im Boden handeln, denke ich. Leitungsverlegung. Noch schnelleres Internet? Wem soll das dienen. Bestimmt nicht mir. Obwohl nicht allzu weit von diesem roten P entfernt mein Zuhause liegt. Doch Geschwindigkeit ist nicht mein Ding. Bin in einem Alter, in dem Langsamkeit nicht langsam, sondern schnell angesagt ist. Herunterfahren! Geniessen! Jede Knospe am Weg. Blütenschönheiten und Herbstblätterfarben mit Bedacht und innerem Nasenschleimhaut-Kräuseln beachten. In früherer Aktivzeit als nicht beachtungswürdig empfunden. Was, oh Himmel, habe ich im Leben alles verpasst. Nachholgier bläht sich auf. Nimmt gebührend Raum in meinem Inneren ein. Da liegt ein weiterer roter Sprühpunkt vor mir. PA. Wird in Zukunft hier das Tempo unbegrenzt aktiviert? Lichtgeschwindigkeit getoppt? Wie soll ich die Zeit, in der ich lebe, verstehen? Alles nur auf Speed angelegt. Nachdenken in nullkommanull. Mehr Nebellegen statt Überlegen.

Und da, ein weiterer Rot-Sprühpunkt auf dem welligen Asphalt: PAR. Einsicht: Eile, falscher Weg? Pariapfad. Wäre das genial! Doch kaum Wirklichkeit. Können Bodenzeichen lügen? Oder sind es Menetekel? Und jetzt das nächste blutrote Zeichen: PARA. Nur 10 Meter vom letzten entfernt. PARADE? Wessen Show? Ein Buchstaben-Spektakel in Stechschritt? Weshalb und für wen? Bestimmt nicht für mich. Wer wüsste denn, dass mein Weg hier durchführt?

Seltsam! Wusste nicht, dass vor mir ein Tor zu durchschreiten ist. Bin hier so oft gewandert. Torlos dem Weg entlang geschritten. Ein h im Wort vergessen? Würde eher passen. Ein Thor, das war ich mein Leben lang. Rückwärtsgang defekt. Muss da durch, wie durch so manches in meiner Vita. Stosse es auf, das h-lose Tor aus massivem Holz. Es gleitet wie von Geisterhand geführt zurück. Gleissende Helligkeit blendet meinen Augen in irrem Tempo entgegen. Ein leuchtender Weg-Weiser! Die Inschrift „ZUM PARADIES“ lächelt mir entgegen.

"Fliegenraum": die nächste Anschrift vor einem Scheunentor. Soll ich etwa jetzt in die Luft gehen, damit ich meinem Langsamkeitswahn entrinnen kann? "Bitte Eintreten" leuchtet auf einem Display mit surrendem, rurrendem  Klang auf. Ich übertrete die hohe Schwelle. Im Innenraum ein Brummen und Summen. Tausende, nein, Hunderttausende von Fliegen, in zwei getrennte Lager geteilt, liegen sich flügelschlagend in den Haaren. Alle Vorderbeinchen sind auf mich gerichtet. Weshalb verstehe ich die Fliegensprache? Habe ich diese doch nie studiert.

Der eine Teil des Raums spricht von Rettung. Lebensrettung, die ich an unschuldigen Fliegen begann. Der andere von Mord und Totschlag. Von Flüchen, die ich ihnen vor dem Totschlag ins Jenseits mit gesandt, da nicht auf einen Schlag getroffen. Alles durch mich in meinem langen Leben verursacht. So viel verstehe ich. Letztere verlangen ewiges Verdammen. Erstere wollen mir den Weg ins Paradies ebnen. Wer wird die Oberhand gewinnen?

Mein Wunsch nach Langsamkeit wird gewährt. Ich stecke seit Jahrtausenden als Angeklagter und Verteidigter in diesem Raum fest. Wann wird das Urteil gefällt? Wie viele Räume folgen dann?

Meine Erkenntnis: Die Unendlichkeit ist unendlich langsam, so wie ich es mir gewünscht …



Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

U N E N D L I C H

Endlich 
Unendlich
Nimmermehr
Humanomenschlich.

Sang der Klang
Langsam lang
Mir da ward
Xtra bang.

Weit entfernt
Von lieblich zart
Selbst als kitzelt mich
Der xtra lange Rauschebart.




Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden! Ich freue mich darüber !!


Wie hat Ihnen diese Geschichte gefallen?

 
 
 
 
 
 
 
Bewerten
 
 
 
 
 
 
0 Klicks
durchschnittl. Bewertung:  0
1
5
0
 
 

Sie können einfach mit Klick/Touch auf die Sterne selber eine Bewertung abgeben.

Jeden Freitag die neueste Kurzgeschichte von François Loeb gratis erhalten




Ohrenkino

"PA" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:







Kommentar zu dieser Kurzgeschichte:
Sie können hier Ihren Kommentar anonym abgeben.

Falls Sie eine Antwort wünschen bitte Ihre Mail Adresse einfügen.
Danke!

Herzlichst
Ihr François Loeb

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kontaktformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach abgeschlossener Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an francois.loeb(at)t-online.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in der Datenschutzerklärung.




TERMINE

LESUNGEN

Termine in Planung

  •  
     

Aktuelles

Wochen­ge­schichten Archiv

François Loeb's bisherige Wochengeschichten kostenlos lesen und anhören oder wiederhören und -lesen! Aus über 100 Wochengeschichten auswählen!

zum Archiv >>

Kurzgeschichte der Woche

Celular Reality

Er gilt als verschroben. Ein zurückgezogener, weltfremder emeritierter Universitätslehrer. Wohnt in einem kleinen Haus mitten im Wald. Umgeben von Bäumen, Rehen und Füchsen...

Mehr lesen >>

Neu erschienen

  • CoverMUSEUM OHNE GRENZEN
  • Neu 2021

    Museum
    Ohne Grenzen

Weitere Info >>

  • Cover Geschichten, die das Landesmuseum schrieb
  • Geschichten,
    die das Landesmuseum schrieb

Weitere Info >>