kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Die Neugierige Rote

Beinahe ein Wunder!

Gestern gelang es mir dank der von mir entwickelten optimierten Form des ChatGPT erstmals, mit einer Zelle in meinem Inneren in Kontakt zu treten. Mit dieser, zwar nur rudimentär, zu kommunizieren. Sie ist rot gekleidet. Mag, wie sie mit leichtem Ärger ausdrückte, die weiss gewandeten, die mit ihr um die Wette durch Blutbahnen rasen, gar nicht. Die seien so aggressiv. Nur auf Beute aus. Behaupteten, dies im Sinne des Ganzen zu unternehmen. Da müsse meine rote Gesprächspartnerin nur ihre Tränen abwischen. Ob ich verstehen könne, was das sei. Ein Erschüttern ihres Inneren. Neid, ist mein erster Gedanke, doch das Wort kann ich ihr nicht näherbringen. Worte sind so schwierig für sie. Mag lieber Impulse. Taktgeber, wie sie versichert. Beim ersten Impuls, sie behauptet, dieser komme aus einer meiner Synapsen im Hirn, verbeugt sich die rote Zelle vor mir. Zieht ihre Zellenkralle nach unten, huldigt mir dabei. Behauptet, das sei ihr Tebeg. Die Art, wie sie mir höchste Achtung beweisen will. Eine Art Kniefall male ich mir dabei aus, obwohl kein Knie vorhanden ist. Sein kann.

Dann bittet die Rote mich um Informationen. Sie versuche seit langem herauszufinden, wie das System, durch das sie unerbittlich schwer bepackt mit Sauerstoff zu rasen habe, aufgebaut sei. Letzthin hätte eine, durch einen Ledan-Stich an grelle, unvorstellbare Helligkeit befördert, in ihren letzten Impulsen behauptet, es gäbe noch Tausende, gar Millionen ähnliche Systeme wie dasjenige, durch das sie zu rasen habe. Unvorstellbar, impulsiert meine Gesprächspartnerin. Könne Lug und Trug, Einbildung sein, so eine Behauptung. Wer es wage, so etwas auszusprechen, glaube nicht an mich, vor dem sie sich kniend durch ihre Bahnen bewege. Sie wolle mehr wissen. Klüger werden! Klüger als alle anderen Roten, die mit ihr die Arbeit verrichten würden. Ihr sei wegen ihres Wissensdranges der Spitzname Schrägling angehängt worden, obwohl sie keineswegs schräge Formen habe. Absolut rund und aerodynamisch sei sie, ansonsten könne sie ihre Aufgabe nicht bewältigen. Die Task, wie es neuerdings heisse, verlange nach absolut runden, jegliche Ecken und Zacken vermeidende Form. Ja, sie wolle hier und jetzt von mir wissen, denn sie vergöttere meine Antworten, ob es eine Welt ausserhalb der ihren und der meinen gebe. Andere Umlaufbahnen. Als Sprecherin des Fortschritts, als solche sehe sie sich ein- und nicht dreideutig, habe die Gemeinschaft der Roten, nicht etwa der Weissen, ein Recht auf Auskunft, um weiterzukommen. Drohen wolle sie mir, ihrem Idol, also keineswegs, doch wenn keine Informationen zu ihr fliessen würden, werde sie als Intelligenteste der Roten zu einem Warnstreik aufrufen. Nur einige Minuten lang. Dann würden die Weissen die Mehrheit übernehmen und ich die Folgen zu spüren bekommen. Heftig zu fühlen. Denn wenn der Sauerstofftransport zu den Synapsen nicht mehr sichergestellt sei, ja dann werde es prekär, selbst für mich, den sie so verehre, dem sie gerne und oft wallfahre.
Wie nur kann ich meiner roten Zelle die Welt, ihr Weltall, ihre Universen in kürzester Zeit näher bringen, um einen Streik, das Überhandnehmen der weissen Blutkörperchen, zu verhindern?

Sapperlot, hkmmm, was kratzt der Hals, ich habe Mühe zu sprechen. Stopp, rufe ich meiner Roten zu. Ich erkläre alles. Und augenblicklich sind alle Beschwerden verschwunden. Der Warnstreik überstanden. Lege mir einen Plan zurecht, wie ich meiner Unwissenden Wissen einbläuen kann, obwohl sie rot gefärbt ist. Wissen, wenngleich ich selbst zu den Nichtwissenden zähle. Denn nicht wahr, wie soll ich wahrhaftig erklären, woher wir kommen? Wohin wir gehen, wenn ich selbst es nicht weiss? So tun als ob? Nun, ich entscheide mich für die Wahrheit. Erkläre meiner Roten in einfachen Worten, dass es ausser ihrem Sein noch unzählige weitere Seinskreise gebe. Milliarden von ähnlichen wie mir. Milliarden Sterne. Milliarden Universen. Milliarden von was weiss ich. Zum Schluss meiner Lektionen fasse ich zusammen, was bereits Jahrtausende vor mir erkannt wurde: ICH WEISS, DASS ICH NICHTS WEISS UND DESHALB WEISS ICH MEHR ALS ANDERE WISSEN!

Das rote, runde, so neugierige Blutkörperchen verbeugt sich rundherum vor mir, geht von nun an bis zu seinem vorbestimmten Ende das Liedchen 'Ich weiss, dass ich nichts weiss, und weiss deshalb mehr als andere wissen' vor sich hin trällernd seiner Arbeit, meinen Synapsen Sauerstoff zuzuführen, nach...


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

G U T   H O L Z

Rotweisschen und Weissrotchen
Innig umschlungen um Wissen ringen
Es dabei zu gar nichts Umwerfendem bringen.

Deshalb aufrecht und voller Stolz
Durch ihr kurzes Leben tappen
Bis Wissens Holz sich selbst
Befeuernd dicken zwickend
Rauch ent-wickelt.

Neue Wissenschaft
Jedes Wissen mit einem
Schlag dann selbst abschafft
Weiss und Rot darob mehr als Baff.




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