Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Der Lügendetektor
Dieses Aufgebot erstaunt mich sehr. Es wurde durch Eilboten überreicht. Unterschreiben musste ich dafür. Glück hat der Absender gehabt, denke ich, denn heute, Donnerstag, ist mein freier Tag. Als Redakteur der Lokalzeitung lastet eine grosse Verantwortung auf mir. Ohne den Freitag könnte ich diese nicht schultern. Bin trotz der Arbeitslast stolz darauf, unabhängig von allen Ein- und Ausflüsterern sowie parteiungebunden zu sein. Nur der Wahrheit und einzig der Wahrheit verpflichtet. Keine Fake-News zu verbreiten. Diese sind mir ein Gräuel. Jede Meldung hinterfrage ich. Überlege, wer wohl ein Interesse an deren Verbreitung haben könnte. Zuweilen habe ich ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber, denn die Wahrheitssuche kostet ihren Obolus. Zeit! Überstunden sind meine Krux. Familienvernachlässigung könnte ich diese auch nennen. Spät abends erst nach Hause zu kommen, wenn die Kids bereits in ihren Träumen weilen. Frühmorgens nur mit einer selbst zubereiteten Pulverschnellkaffeeschlürferei das Anwesen verlassen, wenn die Gattin sich noch im Weit- (Gegenteil von Bei-) Schlaf befindet, um die Frühschicht anzutreten und dort für Wahrheitsordnung zu sorgen. Denn der jungen Volontärschaft ist auf die Finger zu schauen. Zu leicht fallen diese den Fakefallen zum Opfer, bemerken nicht die böswilligen Absichten der Nachrichtenportale, die sich durch pekuniäre Zuwendungen in den Dienst dunkler Beeinflussungsmächte begeben.
Nun sei es, wie es sei. Der überbrachte Brief gibt mir zu denken. Die Unterschrift habe ich geleistet. Überlege, ob es nicht besser gewesen wäre, diese einfach oder gar doppelt zu verweigern. Denn das Aufgebot, mich beim Detektorenamt am Stadtrand nahe der Endstation der Tramlinie 3 zu melden, fällt in eben die zuvor angesprochenen Abendstunden, in denen meine Präsenz in der Redaktion unbedingt notwendig ist. Keine Telefonnummer oder ein Mailaccount ist angegeben, an dem man um Verschiebung in die unwichtige Mittagspausenzeit bitten könnte. Und alsdann die Strafandrohung bei Nichterscheinen. Der explizite Hinweis, man sei dann vorbestraft und werde in das staatliche Strafregister eingetragen. Für einen Redakteur eine karriereselbstmörderische Angelegenheit. Habe also zu erscheinen. Heute Abend. Wenigstens muss ich meine Familie nicht darüber orientieren. Später als spät kann die Heimkehr nicht werden. Also Pult aufräumen. Die diensthabende dienstälteste Volontärin ins Gebet nehmen. Ihr die Bürde der Verantwortung auf die von mir bewunderte feingliedrige Schulter legen. Tram 3 erklimmen. Endstation. Ins hohe Amtsgebäude, wahrlich dem Wort entsprechend, steigen, denn das Büro, in dem ich mich melden soll, ist im 23. Stock. Um Energie zu sparen, verbiete ich mir Aufzüge oder Rolltreppen. Komme schweissüberströmt dort auf die Minute pünktlich zur Vorladezeit an. Werde in eine dunkle Kammer geführt. Diese ist mit LÜGENDETEKTOR beschriftet.
Will mich erkundigen, weshalb und warum. Doch die Fachkraft macht Zeichen, dass sie nicht antworten kann oder darf. Taubstumm? Muss mich auf einen Schemel stellen. Der Kopf wird ausgerichtet. Rote Linien sehe ich im eingebauten Spiegel. Sie werden durch geschickte, kopfführende Ausrichtung meines Schädels durch die Fachkraft zentriert. Da beginnt bereits ein kreischende Geräusche verbreitendes Gerät meinen Kopf zu umkreisen. Ja, zu umgarnen. Die roten Fäden drehen immer rascher. Mir wird ganz schummrig. Plötzlich Stille. Keine Bewegung mehr. Ich werde zum Empfang gebeten. Gebeten zu unterschreiben, dass meine Daten gespeichert werden dürfen. Verweigern? Das könnte zu Komplikationen führen. Also nehme ich den Stift. Ich lüge nicht! Setze meinen Namen unter das Dokument. Eine Kopie wird in einen Umschlag gepackt. Im Tram habe ich Zeit, diesen zu öffnen. Den Inhalt zu lesen:
„Zertifikat: Der Unterzeichnete ist amtlich auf Lügenzulassung behandelt worden. Fake-News können nicht mehr abgewiesen werden.“
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
L Ü G E N
Lügen
Sich ins
Weltgefüge
Harmonisch leise
Schleichend fügen.
Verbreiten das reine
Gegenteil der
Wahrheit.
Maus
Jagd Katze
Krabbelt auf des
Globus weiter Glatze.
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!