Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Körperkauder
Mein Enkel, ein aufgewecktes Bürschchen, weilt seit 2 Wochen für seine Schulferien bei mir, seinem Grossvater. Beeindruckend seine Neugier. Gier auf Neues! Ob das schlecht sei, fragte er mich, als ich ihn als einen neugierigen Fratz bezeichnete. Klar, dass ich ihm erklärte, dies sei nicht der Fall, Neugier sei der Motor des Fortschritts und wer wolle nicht fortschreiten. Weiterkommen. Neuerungen entdecken, welche die Menschheit einen Schritt weiterbringen würde. Selbst einen klitzekleinen. Dann möchte er von mir wissen, er setze damit seine Wissbegierde fort, wie viele Sprachen auf der Welt gesprochen würden. Da musste ich passen. Selbst im Internet fand ich kein genaues Resultat. Eine ungefähre Anzahl von 7000 wurden mir als Antwort auf meine Frage gegeben, 7186 die exakteste Zahl. Doch ob die wirklich präzise ist, zweifle ich an. Denn wer kann schon eine eindeutige Zahl angeben, ohne die Welt selbst überall bereist zu haben. So gab ich meinem Enkel die ungefähre Zahl von ca. 7000 an, was er sogleich damit konterte, er wolle die haargenaue Zahl wissen. So reichte ich ihm die Zahl 7186 nach, obwohl ich an deren Richtigkeit zweifle. Ob alle diese Sprachen in Deutsch zu übersetzen und ob die Körpersprache in der Zahl enthalten sei.
Er nämlich wolle bereits seit Langem diese, seinen eigenen Habitus, verstehen, hätte aber noch niemanden gefunden, der diesen in Eigenmuttersprache übersetzen könne. Ganz abgesehen davon, dass er diese selbst mit Kopfhörern nicht erkennen würde. Ob er dazu eine bestimmte Frequenz einstellen müsse? Oder, was er immer mehr annehme, sein Körper einen Körper-Kauder, also eine Art Kauderwelsch spreche, den niemand, selbst er nicht, verstehen könne. Bestimmt auch keine Übersetzerin oder Übersetzter. Das beunruhige ihn. Ob er, was entsetzlich wäre, nicht ganz Normalo sei, wie ihm sein älterer Bruder mitgeteilt habe, wenn er diese Sprache, seine eigene Mutterkörpersprache nicht aufnehmen, nicht verstehen könne. Denn Körpersprache sei leichter zu entwirren als jede Schriftsprache. Sie sei eine Art einmalige Mundart, bei jedem Menschen anders. Mundart, obwohl diese nicht aus dem Mund erklingen würde, nein, aus dem ganzen Körper.
Als mein Grosskind seinen Bruder bat, ihm seine persönliche Körpersprache vorzuführen, hätte er zuallererst Faxen durchgeführt und dann mit den Armen und Beinen gefuchtelt und schliesslich, als sei er ein Ungeheuer, wild mit den Augen gerollt.
Seither grüble er darüber nach, was seine eigene persönliche Körpersprache sei. Insbesondere da er ja noch wachse. Jährlich an die 10 Zentimeter, da müsse auch die Körpersprache wachsen und daher sei es verständlich, dass er diese nicht verstehen könne, da sie sich stetig, Zentimeter um Zentimeter, verändere. Ob diese Annahme richtig sei, wollte das Bürschchen dann wissen.
Diese Frage hängt noch heute, nach meines Enkels Ferienende, ungelöst zwischen uns. Wer kann mir da beistehen? Mein eigener Opa-Körper wollte mir darauf keine Antwort geben, obwohl ich denke, meine Körpersprache auch ohne Übersetzungskünste perfekt zu verstehen und diese auch täglich ausgiebig anwende.
Die Antwort finden Sie mit einer Prise Schalk zwischen diesen Zeilen, Sie beherrschen ja bestimmt die Kunst zwischen den Zeilen mit oder ohne Körpersprache und auch ohne Augenrollen zu lesen.
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
K Ö R P E R S P R A C H E
Leise klaut
Mein Körper Worte
Aus dem eigen Mund
Klaubt diese kugelrund
In der Fremden offen Mund.
Diese dann tun kund was mein
Klang gelegt als rohes Ei
Andern in den Schlund.
Laut zerzaust
Sausend hausend
Die lange Lungenzunge
Gewunden jedes kleine Wort
Legt dieses ab am Strassenrand
Ganz ohne schützend Bordsteinkant.
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!
