kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Interview mit der Persönlichkeit des Jahres

Wie jedes Jahr in den letzten Dezember Tagen habe ich, wie Hunderte von Kollegen und Kolleginnen der schreibenden Zunft auf die Ernennung der Persönlichkeit des Jahres gewartet. Nein, gefiebert! Wir stehen alle in den Startlöchern, um einen guten Ausgangsplatz für das erste Interview zu ergattern, denn dieses lässt sich bestens verkaufen. Ja, es ist schlichtweg Gold wert. Das Manuskript wird dem Verfasser, der schneller als seine Berufskumpane war, regelrecht aus der Hand gerissen. Er oder sie muss einzig bei diesem Manuskript-Aneignungskampf darauf achten, dass dieses nicht zerrissen, zerfasert, im wahrsten Sinn des Wortes in seine Einzelteile zerfetzt wird. Zudem gibt es dann davon Tausende von Mutationen, die nicht nachverfolgt werden können. Denn die Schwierigkeit entsteht das Original noch zu erkennen um die Tantiemen einkassieren zu können. Doch dieses Jahr ist alles anders, genauso wie das Jahr anders verlief, als es bisher Usus war. Alles wie aus der Zeit gefallen. Sonderbar. Noch nie so da gewesen. Verrückt beschrieb es eine berühmte Kollegin und brachte das 2021 damit auf den Punkt. Das musste die Auswählenden der so zu ehrenden Persönlichkeit auch dazu geführt haben, einen ganz neuen Weg, der dem Jahr entsprechen könnte, zu wählen. Sie hatten beschlossen, die Auswahl in Form eines Quiz, nein eines Rätsels durchzuführen. Dazu sollte unsere Journalistenzunft die Gelegenheit erhalten, der Persönlichkeit Fragen zu stellen. Als Preis, das war nun wirklich gar seltsam, war eine Nacht mit genau dieser Geehrten verbringen zu dürfen ausgelobt. Dieser dann in der gemeinsam zu verbringenden Zeit alle nur erdenklich mögliche Fragen zu stellen, und diese sei verpflichtet, auf die Fragen soweit möglich einzugehen, diese wahrheitsgemäss zu beantworten.
Wir alle der schreibenden Zunft fiebern aufgeregt dem Quiz entgegen. Ich selbst habe mir einen Fragenkatalog zur Enttarnung der Persönlichkeit des Jahres 2021 zusammengestellt wie wohl alle meine Kolleginnen und Kollegen. Jetzt fehlen nur noch Sekunden bis zum Big Bang, dem Start der Tarnkappenentfernung! Mir ist die Ehre zuteilgeworden die erste Frage zu stellen. Dies wurde durch Losentscheid möglich. Und ich habe Glück im Glücksspiel. Zwar immer nur mässig, aber regelmässig.
„Du hast das Wort“, tönt es in meinem Knopf im Ohr der mich an meinen heiss geliebten Teddybären meiner Kindheit erinnert. Leicht heiser durch die Nervosität quetsche ich meine Stimmbänder und schiesse los: „Weiblich? Männlich? Sächlich?“ Politisch jedenfalls makellos gefragt, schlage ich mir virtuell mit der linken Hand auf die rechte Schulter! „Halt“, dröhnt die männliche Moderatorenstimme in meinem Ohr.
„Nicht Multitaskingfragen. Nur Eindeutige sind zugelassen. Eine Nachfrage ist gemäss unseren Regeln gestattet." Ich stosse nach: „Weiblich?“
Die Antwort: „Wie man es nimmt“. Keinen Zentimeter weiter bin ich gekommen. Und das geht all meinen mir folgenden Frager und Fragerinnen gleich. Wir bewegen uns im Niemandsland. Nur vage Antworten. Kein bestimmter Wohnort. Weder schlank noch füllig. Weder schwer noch leicht. Mitternacht nähert sich. Wir befinden uns alle noch im Blindflug und möchten das Rätsel lösen. Einen Schritt weiterkommen.

Kaum zu glauben, nicht ein Vertreter eines bedeutenden Mediums, nein, eines Dorfblattes erzielt den Volltreffer. Spricht ein einziges Wort aus: „OMIKRON?“. Da ertönt die Siegeshymne. Der Moderator stürzt sich virtuell auf den Sieger. Überreicht ihm digital ein in Gold gefasste Replika der Abbildung des Virus und lädt ihn ein, lädt den armen Kerl zur Virusnacht mit der Persönlichkeit des Jahres 2021 ein...




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"Interview mit der Persönlichkeit des Jahres" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:







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