kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.

Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf  >>) :

Gulliver

Mein Name ist Gulliver. Keine Ahnung weshalb mir die Eltern oder die Taufpaten diesen Namen verpasst haben. Meine Eltern lasen, daran erinnere ich mich sehr gut, ab ungefähr meinem sechsten Lebensjahr stets abends vor dem Zubettgehen einen Abschnitt aus Gullivers Reisen vor. Jedenfalls konnte es für mich nie lange genug sein. Am meisten freute ich mich wenn Vater begann die Buchseiten auszuquetschen, daraus mit seiner Fantasie das Doppelte oder Dreifache entstehen zu lassen. So erklärte er mir, dass beim Eindunkeln oder in der ersten Morgensonne die Schatten Gullivers unmässig zu wachsen in der Lage waren, abends bis zum Mond wuchsen und mit den ersten Sonnenstrahlen frühmorgens, sich an diesen klammernd, so heftige Wachstumsschritte unternahmen, dass Wolken aufzogen um ihn Gulliver samt seinen Schatten zu verschlingen. Kalt kroch dann der eisige Sonnenwind meinen Rücken herunter, denn schliesslich hiess ich Gulliver. Ja, dann kam die Schule. Was wurde ich gehänselt! So liebend gerne hätte ich dabei meinen Namen abgelegt, Hans geheissen und wäre dann nicht mehr gegullivert worden. Als ich das Erwachsenen-Alter erreichte schlich sich der Gedanke ein, dass der Vorname gewählt worden sei damit ich über meine Vorfahren herauswachsen, alle Vorherigen als Zwergvolk zurücklassen solle. Und das war denn auch bestimmt die Ursache meines so heftigen Minderwertigkeitskomplexes. Denn von einem jungen Leben zu verlangen über alles Vorherige hinauszuwachsen musste verheerende Folgen haben. Hatte es auch. Ich träumte jede Nacht von den Zwergen am Boden festgenagelt zu werden. Mich nicht mehr bewegen zu können.
Wachte dann schweissgebadet auf. Fand darauf kaum mehr Schlaf, es sei denn mit einem neuen Albtraum. So blieb mir nichts anderes übrig als zu überlegen einen Psychiater aufzusuchen, doch zuvor wollte ich es mit einem Traumdeuter versuchen. Im Telefonbuch fand ich deren Unzählige. Meist getarnt als Psychotherapeuten, oder Hypnotiseure, Zeitzurückversetzer und ‚in-frühere-Leben zurück führende-Piloten‘, wie sich dieser Beruf nannte. Also, ich habe eine grosse Scheu die Kontrolle über mich zu verlieren, so schieden die Hypnotiseure und Psychogildengänger aus, es verblieben die beiden letzten. Nach weiteren Zwergfesthaltealbträumen und Schweissverlust (du sollst dein Leben im Schweisse deines Angesichts und nicht in demjenigen deiner Träume verbringen) entscheide ich mich für die Zurückführung in meine früheren Leben, um dort die Lösung des Rätselfadens meines Vornamens zu ergründen, diesen aufzunehmen.
Rufe bei der Führerin an. Erhalte gleich einen Termin. Vorausbezahlung ist Bedingung. Angenehmer Praxisraum. Patschuligeruch. Oder Räucherstäbchen? Erste Frage die mir gestellt wird: „Sind Sie bereit auf alle technischen Features zu verzichten, die es selbstredend in ihren früheren Leben nicht gab? Wie zum Beispiel Internet, Handy, Tablets, FB, WhatsApp o.Ä., einen Faden-Abbruch in Kauf zu nehmen?“
Ich ni ...




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