kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Die Eruption

Was hat mir die unwahrscheinlich heftige Unterwassereruption des Tiefseevulkans einen Schrecken eingeflösst! Einen gewaltigen. Einen, der mich im Schlaf verfolgt. Nächtelang zu Albträumen führte. Erst nach Wochen sich in Minne aufzulösen begann. Ein Mienenspiel erster Güte beinahe so stark wie die Eruption in meiner Seele auslöste. Glücklicherweise sich aber, wie der Vulkan, dann beruhigte seine giftigen Lavadämpfe, meine Träume nicht mehr erreichte, mich wieder meinen herrlichen Traumwelten ganz ohne Schrecken überliess. In deren Armen schlummern liess, wofür ich unendlich dankbar bin. Denn was gibt es Besseres als Traumwelten, in denen sich alle irdischen und himmlischen Träume erfüllen, träumend befriedigen lassen. Der Seele unendliche Nahrung bieten, um den grauen Alltag mit seinen langweiligen Schreckensfortsetzungen zu entfliehen, Kraft für die Wanderungen, die ich so endlich liebe bereitzustellen. Mich durch die Wälder streifen, Hügel erklimmen, an Felswänden messen, in Flüssen schwimmen, an den meterhohen Meereswellen surfen, mein Mütchen an Autoritäten auslassen können zu ermöglichen. Mir auch die Gelegenheit bieten meinem Steckenpferd, es ist, ich schwöre es, obwohl von Mitmenschen so gesehen, keine Eselei, nachzugehen. Nachzustreifen. Mit meinen Augen grasend Gegenden, Ebenen, Hügellandschaften, ja gar Wüsten, ohne jedes Grün abzugrasen. Meiner Steinsammelleidenschaft zu frönen. Was da Herrliches aus unserer Urzeit preisgegeben wird, ist ganz ohne Preis mit blossen Händen zu erklauben. Befriedigend meine Neugier. Eine Gier, die sich nie legen will.

Heute Sonntag, gehe ich erneut auf Pirsch. Ganz ohne Gewehr oder Speer. Muss keinem Lebewesen etwas zuleide tun. Leiden lassen. Kann aufrechten Hauptes des Gewichts wegen jedoch gebeugten Rückens dann abends nach Hause ziehen, meine Beute auf dem Schreibtisch auslegen. Kann aufs Ausweiden ganz verzichten! Da und dort Jahrtausend Schmutz aus Spalten waschen. Saubermann spielen, ohne Gewissensbisse zu erfühlen. Zu guter Letzt, am steilen Abhang einen runden Stein ergriffen, nicht grösser als ein Kartoffelbaby. Leicht rostbräunlich eingefärbt durch sein unterirdisches Leben in der Tiefe. Ist, so nehme ich an, angefüllt mit steinigem Unterbewusstsein, das ich ans Tageslicht bringen muss damit der Stein Frieden finden wird. Werde diesen dann nach Strich und Faden zu bestimmen wissen. Ihn seiner Entstehungszeit zuordnen, ordentlich etikettieren, damit er seine Ruhe finden kann. Nicht mehr seinem Ursprung nachzugrübeln hat. Nehme ihn nochmals zur Hand. Ein wahrer Fund ist das! Da bin ich überzeugt, ohne jeden Zeitzeugen zuzuziehen sicher. So sicher nur Steine mit ihrem weitaus höheren als biblischen Alter sind.
Wahrlich merkwürdig, der Kartoffelstein fühlt sich in meiner Hand warm an. Nimmt er Körperwärme an? Fühle ein kribbelndes, krabbelndes Bewegen in der Hand. Seltsam ist das. Steine sind doch keine Lebewesen. Oder doch? Verkanntes Leben? Leben in einer anderen Dimension? Liegt da das Geheimnis der schwarzen Materie? Jetzt quillt der Kerl, oder ist er ein ES, langsam aus meiner Hand. Wächst! Nein, das ist nicht möglich! Ein Beben erschüttert ihn! Ein Steinbeben? Von Erde ist er ja befreit.
Da! Ein Grummeln. Ein Grollen, das immer lauter wird! Versuche, mir die Ohren zuzuhalten. Gelingt mir nicht! Der Stein wird immer gewichtiger. Grösser. Zwei Augen erscheinen. Ein Mund. Eine Nase! Und jetzt ... glaube es nicht, Feuer quillt aus Lippen und Nase. Mehr und mehr. Eine Eruption! Ich klebe am Kartöffelchen, das jetzt nicht mehr in Verkleinerung anzusprechen ist. Mich beherrscht. Ich halte mich an der Nase fest, die nun wie eine vergrösserte Eigernordwand über mit hängt! Da … ein Knall, der alles in den Schatten stellt. Selbst das Tageslicht! Werde mitgeschleudert. In die Umlaufbahn. Laufe seither um. Kann nur hoffen, dass mich ein menschsammelnder Stern eines Äonentages aufklauben wird, auf dass ich es ihm heimzahlen kann, wie der Stein es mir, da wir ihm kein Leben zugetraut haben, dachten, er sei tote Materie …




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