kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Der Sachverständige

‚Gesundheit und Wohlbefinden‘ steht auf einem Anschlag des Briefkastens, der mir auf dem Fussheimweg regelrecht ins Auge springt. Einen Synapsen-Tsunami auslöst, mein Inneres überflutet. Denn in den letzten Wochen fühle ich mich ausgelaugt. Sinnentleert. Selbst das Feierabendbier, ein alter, nein, nicht eingefleischter, vielmehr angetrunkener Brauch, löst keine heiteren Augenblicke aus. Dunkel sind sie. Nicht einmal monderleuchtet. Also, mutig sein! Nehme mir vor, den Sachverständigen in der Hoffnung aufzusuchen, dass er mich aus dem Dunkel erlöst. Einen hellen, blendenden Scheinwerfer anknipst. Die Dunkelheit in mir, wie mit einem Radiergummi oder einem Tipp-Ex (wenn er das noch kennt) entfernt. Nehme mir fest vor, das in der nächsten Woche zu unternehmen. Doch gut Ding will Weile haben, also bestimmt wie ein Siebenschläfer handeln, nein, nicht einmal, sondern der Entschluss muss, als sei er ein Murmeltier, überschlafen werden.

Wie schnell in der inneren Schwärze die Wochen verfliegen. Die Siebennächtejahreswochen bereits ins Nirwana abtauchen. Ohne Scheinwerferknips. Jedoch den Seelenknirps, als sei's ein Lichtverhinderer, noch immer aufgespannt. Gehe Woche für Woche geschlossenen Auges am Anschlag beim Heimweg vorbei. Einzig Zeitvergeudung, sagt mein Bauchgefühl der Beinmuskulatur. Doch sogleich korrigiert das Vernunftzentrum des Hinterhirns. Wirft ein, ob ich diese Chance einfach in den Gedanken-Abfallbehälter werfen, weiterhin in Nacht und Nebel wandeln wolle. Bis hin zum Absturz in die grauenhafte Hades-Schlucht, in der mein Fährmann ungeduldig wartend sein Boot an einem Felsen festbindet.

So kehre ich eines fernen Tages vernunftbekehrt um, erreiche das Gartentor des Sachverständigen. Öffne. Es quietscht fürchterlich. Gehört das zur Therapie? Oder kann das Schmieröl ausgegangen sein? Betrete den dunklen Flur. Steige in den dritten Stock. Lichtdurchflutung empfängt mich. Der Duft wohlriechender Heilpflanzen führt mich in den Wartebereich.

Dort sitzen eng aneinandergedrängt bestimmt an die 22 Menschen. Erschrecke darob. Rechne mir aus, dass ich frühestens am kommenden Tag beim Sachverständigen vorschweigen werde. Von Vorsprechen kann keine Rede sein, ob der Anzahl Wartenden verschlägt es mir die Sprache. Blicke mich um. Stelle fest, dass alle Wartenden mich anstarren, als sei ich ein exotisches Exemplar einer seltenen Spezies Ausserirdischer. Versuche festzustellen, ob ich jemanden aus der Nachbarschaft erkennen kann. Eine Bekanntschaft, an die ich mich wenden könnte, um mehr über die jetzige Lage zu erfahren. Die Gesichtszüge aller da Sitzenden kommen mir irgendwie bekannt vor. In gewisser Weise erinnern sie mich an meine eigenen. Nur viel jünger und zugleich älter!

Da! Plötzlich erkenne ich mit gelindem Schrecken, dass ich mir selbst gegenübersitze. Dreiundzwanzig Mal. Mich selbst eingeschlossen.

In der Zwischenzeit sind alle im Raum aufgestanden. Die Tür zum Ordinationszimmer öffnet sich und heraus tritt, nein, ich kann es kaum glauben, ich selbst.

Räuspere mich laut. Und folgende Worte kullern nicht aus meinem Mund, nein, aus der Nase: „Helfen kann ein jeder nur sich selbst! Ich wünsche dir viel Erfolg dabei“ …


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

F A C H

Ab ins Fach
Mit der Sach.

Verstand ohne Sand
Gespräch mit der
Eigenen Wand.

Das Ich weiss Rat
Zeigt den Weg durch
Stock und Stein besser
Als tausendein kluger Rat
Der fliesst alles andere als zart.




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