kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Celular Reality

Er gilt als verschroben. Ein zurückgezogener, weltfremder emeritierter Universitätslehrer. Wohnt in einem kleinen Haus mitten im Wald. Umgeben von Bäumen, Rehen und Füchsen. Nicht einmal einen Hund hält er sich. Zu zerstreut wäre er, ihm regelmässig Futter und Auslauf zu geben. Angst kennt er keine, wenn ich ihn darauf anspreche, ob Überfälle nicht eine seiner Sorgen seien. Er antwortete mir darauf: „Nichts zu holen als für Fremde unleserliches Gekritzel, das niemand verstehen, niemandem auch nur ein Jota nützen könnte. Also weshalb ein Angriff. Nutzlos. Und das wissen die ‚Malfaiteurs‘. An Gedanken sind sie nicht interessiert. Und Gedankenklau gibt es nur in der Wissenschaft. Für diese wohne ich jedoch zu weit entfernt von jeglichem Laboratorium. Jeglicher Universität. Und Internet? Nein, da lebe ich zu abseits. Kein Anschluss unter dieser Nummer …“ Die drei Pünktlein spricht er laut und deutlich aus. Dafür bewundere ich ihn. Denn er ist allein auf weiter Flur, der Satzzeichen, ohne diese zu nennen, laut und deutlich aussprechen kann. Doch mein sechster und siebter Sinn ist für die Ausübung meines Berufs als Kriminalkommissar von entscheidender Bedeutung.

Das hinter-die-Kulissen-sehen als sechster und mein Jagdtrieb, der jeden Fall zur Lösung bringen will, als siebter. Und genau die beiden letzten treiben mich an, wenn ich nur an den Professor denke. Was treibt er im einsamen Wohnsitz? Was für ein Geheimnis-Mantel umgibt ihn, hüllt ihn ein? Mein Jagdtrieb ist bereits voll auf ihn gerichtet. Nur wie kann ich herausfinden, was er treibt? Was ihn antreibt? Es muss, da er die Einsamkeit klaglos ohne durchzudrehen erträgt, etwas Gewaltiges, ja Unerhörtes sein. Muss mit kriminalistischen Kniffen hinter sein Tun gelangen. Ihm eine Falle stellen? Oder doch besser ihn observieren. So verbringe ich seit 10 Tagen meine Nächte, eingehüllt in arktische Gewänder mit einem Nachtsichtgerät im Wald, nur 50 Meter von seinem Haus entfernt. Die ganze Nacht brennt Licht in seiner Behausung. Er bastelt an Instrumenten. Verbindet Elektronikteile miteinander. Redet dazu ununterbrochen. Als wären Gäste in seinem Haus. Doch weit und breit ist kein menschliches Wesen zu erkennen. Führt er Monologe? Selbstgespräche? Mein Jagdtrieb lässt mich nicht in Ruhe. So entscheide ich für die elfte Nacht den Zugriff. Wie ich das hunderte Male bei Kriminalfällen gewohnt war. Handeln! Um Mitternacht poche ich an seine Tür. Er öffnet. Begrüsst mich freundlich. Gibt mir zu verstehen, dass er weiss, wonach ich suche. Es habe bestimmt mit meinem früheren Beruf zu tun. Er wolle ganz offen sein. Mir das Geheimnis verraten. Er sei einer entscheidenden Erfindung auf der Spur. Ich käme wie gerufen. Denn er benötige ein Versuchskaninchen. Wenn ich auch ein Mensch sei, erlaube er sich doch, diesen etwas abwegigen Begriff zu verwenden. Das neue Gerät, das er auszutesten habe, sei ein CELULAR REALITY Apparat. Er kommuniziere mit den Zellen, die ihn als Mensch ausmachten. Ein Erwachsener bestehe aus 100 Billionen oder 100 000 000 000 000 einzelnen Zellen. Lege man die durchschnittlich nur 1/40 Millimeter grossen Zellen aneinander, reichten sie zweieinhalb Millionen Kilometer weit – oder etwa 60-mal um die Erde. Das übersteige seine Fähigkeiten. Es sei ein wahrer gigantischer Turm zu Babel, dem er allein weder Herr noch Frau werde. Er hoffe aber, mit der Megazahl meiner Zellen die Neugierde der seinen zu wecken und somit diese abzulenken, sodass es ihm gelingen möge, einige zu extrahieren, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dass er nicht garantieren könne, ob wir dann als die bisherigen Individuen beim erneuten Zusammenbau weiter leben könnten, sei sekundär, wichtig sei einzig das Ziel seiner Forschung, sein Gerät zur Anwendung zu bringen, um mit zumindest einer seiner Zellen in aktive Kommunikation zu treten  …


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

Z E L L E N

In Wellen
Überkommen
Den Schrecken
Meine zahllosen
Aneinandergereihten
Unendlich langen Zellen.

Solang überhaupt
Gar nicht zahm
Selbst ohne
Haupt.

Und mit ihm was
Nur führt es Wildes
Im vielzelligen Schild.




Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden! Ich freue mich darüber !!


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