Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Zwischendurch
Das Reisebüro, das ich gestern besuchte, hat versprochen, mir eine massgeschneiderte Reise anzubieten. Eine, die ich nie mehr vergessen werde. Eine Destination, die zwar häufig gewählt werde, aber kaum aktiv erbeten und von der bisher kein Reisender berichten konnte. Ich bin gespannt wie ein in der Sonne schmachtender aufgespannter Regenschirm, der sich nach einem Platzregen sehnt, um sein Selbstwertgefühl endgültig zu beweisen. Sitze an meinem Rechner. Tippe regelmässig alle Minuten auf den Posteingang meines Postfachs. Vergebens bis jetzt. Bin ich einem Fake aufgesessen? Könnte sein. Denn im besuchten Reisebüro roch es nach frischen Croissants, und der frisch gemahlene Kaffee stach meine besonders empfindsamen Geruchssensoren. Erlebte ich gestern Halluzinationen? Bei den hochsommerlichen Temperaturen wäre das kein Wunder. Doch weshalb gab sich der Bäcker, oder war es ein Kaffeekoch, als Reisebüro-Spezialist aus? Wollte er endlich jemanden ins Pfefferland schicken und ich wurde zum Zu-Fall-Opfer? Doch so viel mein Erinnerungsvermögen, ein pekuniäres besitze ich nicht, mir einflüstert, bin ich keineswegs gefallen und gefallen kann ich weder dem einen noch dem anderen mit meinen über achtzig Jahrringen. Beide erschienen mir in meinen nachlassenden Augensternen blutjung und konnten kaum ein Interesse an einem dem Greisenalter entsprungenen, der IT-Kunst unmächtigen Menschen haben.
Doch halt! Tue ich den beiden mit meinen Spekulationen unrecht? Soeben vernehme ich den Ankündigungston einer neuen Mail, beschuldige also die Berater womöglich fälschlicherweise zu Unrecht. Und tatsächlich ist ein Reisevorschlag im Postfach eingetrudelt. Nervös und gleichzeitig in höchster Erwartung klicke ich die mit ZWISCHENDURCH betitelte Mail an.
Lese:
'Reisevorschlag: Bestimmt kennen Sie Timbuktu. Dorthin möchte ich Sie nicht senden. Zu heiss. Auch nicht in die Antarktis, dort ist es zu eisig. Es soll demnach etwas in der arithmetisch ausgewogenen Mitte sein. Ja, meine akribischen Nachforschungen, die, so hoffen wir, mich und meinen Partner zu einem Auftrag Ihrerseits führen werden, ergeben ein Sonderangebot erster Güte. Die Reise ins ZWISCHENDURCH. Diese ist klimafreundlich, gar beinahe klimaneutral. Ohne den geringsten CO2 Ausstoss. Sie reisen mit dem Kopf voran (bestimmt erinnern Sie sich an Ihren ersten Kopfsprung ins Nichtschwimmerbecken) in diese neue Destination, aus der eine Rückreise nicht ganz einfach, wenn gar unmöglich ist. Doch im Zwischendurch werden Sie zahllose Bekannte wiederfinden. Den Zeitvertrieb des Abwägens, ob Sie sich im Hier oder Dort befinden, vollends über Ihr Ende hinaus ausleben können. Bereits jetzt wünschen wir Ihnen eine angenehme Reise, zu der wir mithilfe eines virtuellen Croissants und doppelten Espressos— beides im Anhang —beitragen möchten. Bon voyage!!’
Ach, wie vermisse ich das dritte Ausrufezeichen am Ende dieser Mail.
Denn das Abtauchen ins ZWISCHENDURCH mit all seinen imponderablen Imponderabilen hätte es bestimmt verdient ...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
Z W I S C H E N
Wir alle
Zischen
Unheimlich
Schnell durch
Das unbekannte
Zwischenwischen.
Entwischen gemeinsam
Durch Augenschluss
Dem eigen Trug
Und Schluss.
Glauben dann und wann
Zu blicken durch das so
Unbewiesen Zwischen.
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!