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Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Die verlorene Stunde

Heinz, unseren Kumpel in der Fussballmannschaft, mögen wir alle sehr. Er ist sympathisch und voller Fantasie. Nicht nur in den fussballerischen Finten, die uns so oft zum Sieg oder doch zum Unentschieden führen. Nein, auch in Gesprächen mit uns über seine kreativen Freizeitideen. Einen kleinen Nachteil trägt er tapfer mit sich und wir mit ihm. Er kann selten pünktlich sein. Ist meist verspätet. Kann Termine schlecht einhalten. Das ist natürlich für eine Mannschaft nachteilig. Oft kommt Heinz zum Training zu spät. Das ist weiter nicht tragisch, obwohl unser Trainer darob fuchsteufelswild werden kann. Denn neue Dribbelkünste sind mit unserem Kumpel besonders gut einzustudieren, ist er doch beinahe Regionalmeister in diesem Fach. Und ist er verspätet, fehlt die Zeit in der knappen Trainingsstunde.

Doch wenn es um die Würste geht, also bei einem Ligaspiel, kann sich sein Zuspätkommen katastrophal auf unsere Mannschaft auswirken. Ich bin immer wieder erstaunt, dass dies unseren Einpeitscher weniger aufregt als ein Zuspätkommen beim Trainieren. Doch der von der Bank aus Dirigierende muss stählerne Nerven in der Dicke von Drahtseilen besitzen, ansonsten wäre sein Überleben nicht möglich. Und genau diese muss sich Peter, unser Coach und Spiel-Schachzug-Ausdenker, jeweils vor jedem Meisterschaftsspiel zulegen. Deshalb kann Heinz oft knapp vor dem Anpfiff, seine Schnürsenkel noch an der Seitenlinie schnürend, ohne Peters Explosion erscheinen.

Kürzlich, am Mannschaftsabend, schwor Heinz Besserung. Bemerkte, dass er dem Grund seiner notorischen Unpünktlichkeit auf die Spur gekommen sei. Er wollte trotz intensiver Nachfrage von zahlreichen Mitspielern nichts Näheres herausrücken, blieb stumm wie ein Fisch. Verwedelte alle Antworten mit geschickten Arm- und Handbewegungen, als ob er einen Ball vom eigenen Tor weit in den gegnerischen Torraum befördern würde. Dies natürlich hinter dem Rücken des Unparteiischen, der sonst das Spiel abgepfiffen hätte.

Da ich Heinzens bester Freund bin, hoffte ich, bei einem Zwiegespräch mehr erfahren zu können. Und tatsächlich rückte er auf dem Nachhauseweg – wir wohnen in derselben Strasse – mit dem Geheimnis heraus. Er habe am Tag zuvor im städtischen Fundbüro vorgesprochen und nach der in der vergangenen Nacht verlorenen Stunde nachgefragt. Diese sei bestimmt die Ursache seiner notorischen Verspäterei. Doch die Beamtin habe trotz intensiver Suche die Stunde nicht unter den wohlgeordneten Fundgütern entdecken können, obwohl selbst das Europäische Parlament bereits seit 2016 danach suche …


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

S T U N D E N S C H L U N D

Der hypergefrässig Riesenschlund
Der stets unersättlich Sommersstund
Beisst jährlich unerbittlich Unruh säend zu.

Verdaut dann sich selbst vertrauend
Die Stunde Sommerszeiten lang
Zu Sekundenbröselstücken um.

Im Herbst alsdann
Nun Wildsau-Radau
Vom Zaune brechend
Der verdauten Stunde
Hinterherhechelnd nun gibt
Diese widerwillig wieder frei.




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