Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören.
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Die Spielkarte
Ein herrlicher Herbsttag mit leichtem Dunst in den Niederungen und Fernsicht in der Höhe! Was für ein Glück habe ich an meinem freien Tag mitten in der Woche wandern zu gehen! Wenig Menschen, dafür Kühe, Ziegen und Schafe die gemütlich weiden. Nur ein äsendes Reh fehlt zu meinem Wanderglück. Aber das kann ja noch auftauchen. Freue mich auf meine Zwischenverpflegung, ein hartes Ei, den Anschnitt des Vollkornbrotes das meine Frau vor 3 Tagen gebacken hat. Und dann noch einen Schluck Pfefferminztee aus eigener Gartenzucht. Schmeckt doch am besten wenn man bei der Aufzucht selbst dabei war, die Pflänzlein zur Erntereife begleiten durfte. Vor mir ein Forstweg. Hoffentlich kein Holzweg. Auf der Wanderkarte ist er jedenfalls nicht eingetragen. Aber vielleicht quert diesen das ersehnte Rotwild.
Trete in den Schatten. Herrliche Düfte! Atmende Bäume. Harzgeruch. Und da ein Hauch von Pilzen. Steinpilze oder Maronenröhrlinge? Folge dem Geruch. Und da am Boden zwischen zwei Farnkräutern eine Spielkarte. Herz Bauer. Eine Trumpfkarte. Leicht angeknackt. Nein, das ist das falsche Wort. Angefressen? Schneckenfrass? Oder Rotwildschmaus. Aufheben? Nein, die Natur nicht stören. Verrotten soll das was zu Erde werden soll. Doch … der Bauer hebt sein Schild! Winkt mir mit dem Zeigefinger zu. Kann nicht sein. Halizugene Pilzausstrahlung? Ich schließe kurz die Augen. Doch die Spielkarte liegt noch am selben Ort, umringt von dunklem Grün. Und der Zeigefinger des Herz Buben winkt nach wie vor. Will er mich zu Alice im Wunderland locken? Mich unter die Erde bringen. Will das aber nicht. Bücke mich. Will die Spielkarte aufheben, doch diese entwischt meinen Fangversuchen. Ist stets links oder rechts von meinen Händen, ganz ohne Plan den ich durchschauen oder hinterfragen könnte.
Hinterfragen? Meinen Geisteszustand? Die Spielkarte? Den lockenden Zeigefinger? Oder ist es ein Lockvogel? Ein Adler der die Lämmer holt. Bin ich belämmert und verwechselt das fliegende Großtier mich? In der heutigen Zeit ist alles möglich! Da, kaum zu glauben, mein Rotwild, ein Rehkitz taucht äsend auf. Verschlingt die Spielkarte samt Zeigefinger. Widerkäuen die Rehe? Dann könnte ich doch noch hinter das Geheimnis kommen. Das Geheimnis das mich nicht mehr loslässt. Hatte der Herzbauer eine Sense in den Händen? Ich setze meine Wanderung nach einer Schreckrast bei der ich mich kräftig an meinem Proviant vergehe fort, denn nicht wahr, ein voller Bauch studiert nicht gern ...