Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Sindflut
Als Lehrer einer Mittelschulklasse erlebe ich so Vielfältiges, könnte ganze Romane darüber verfassen. Doch dazu fehlt mir die Zeit. Immerhin habe ich mir einige knackige Beispiele dazu notiert. Gedenke eines Tages, wenn ich dem Rentnerstand angehören werde, selbst einen ganzen Blog darüber zu führen. Die lesenswerten Erinnerungen der Nachwelt zu erhalten, falls es eine solche dann noch geben wird. Daran zweifle ich, den Weltenlauf verfolgend, nicht zu verwechseln mit einem Marathon, den ich immer noch mit Vehemenz laufe, in letzter verrückter Zeit stets intensiver. Das führte mich vor geraumer, nicht weltraumübergreifender Zeit auch dazu, meiner Schülerschar als Thema eines Deutsch-Aufsatzes kommende mögliche Katastrophen und deren Folgen in Auftrag zu geben.
Nicht schlecht erstaunt war ich dann bei der Korrektur- und Notenarbeit. Manchmal überfiel mich dabei beim Lesen eine Buchstabenwechselrhapsodie, und ich dachte des Öfteren an Nietenarbeit, denn besondere Kreativität zeichnete sich bei den Aufsätzen, darunter auch zahllosen Nebensätzen, kaum aus. Erstaunt war ich auch über einen Titel, den einer meiner Lieblingsschüler gesetzt hatte: ‚DIE SINDFLUT‘! Also in Grammatik sollten sich in der 9. Klasse Lernende auskennen und zumindest wissen, dass die Sintflut mit t und nicht mit d geschrieben wird. Bei der Besprechung der Klassenarbeit während des Unterrichts wies ich nicht auf diesen Fehler hin, wollte die Angelegenheit lieber mit dem Musterschüler nach dem Unterricht, Auge in Auge und nicht Zahn um Zahn besprechen.
So bestellte ich Vatorli ein. Was für ein Pränomen hatten die Eltern nur für ihn gewählt, ärgerte ich mich jedes Mal, wenn ich seiner Arbeiten ansichtig wurde. Unmöglich. Ganz ohne an die Folgen für den Sohn gedacht zu haben. Oder war ich ungerecht? Bedeutete dieser Name in der Kultur seines Ursprungslandes symbolisch weit mehr als ich mir vorstellen konnte?
Nichtsdestoweniger erschien Vartoli pünktlich in der Pause, stand leicht eingeschüchtert vor meinem Lehrerpult, einem Relikt aus früheren Zeiten, an dem ich sehr hänge. Als ich ihn auf den Grammatikfehler hinweise und ihn befrage, wie so etwas bei ihm, dem beinahe perfekten Lernenden vorkommen könne, erwidert er mit gesenktem Kopf, ich würde, obwohl sein Lieblingslehrer, den tieferen Sinn seines Aufsatztitels nicht erkennen. Denn SINDFLUT sei der Hinweis, was demnächst geschehen könne. Wir seien nämlich der Sindflut anheimgefallen. So viele ‘sind’ würden uns wie ein Tsunami beinahe wegschwemmen, sodass es unmöglich geworden sei, die effektive Gegenwart, die Sindhaftigkeit unseres Daseins zu erkennen...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
S I N D E R K I N D E R
Wir leben
Seit je+eh im
Aufgeplustert Wind
Der weht dann vergeht
Oft vollkommen unbewegt.
Doch wären wir stets
Im Sein gewesen
Würd alles sein
Eilig gewesen.
Deshalb mutig
Liebe Schwestern
Und auch Brüderschar
Lasst uns gemeinsam ins Sein
Gezerrt an unserem Wesen hui genesen.
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!
