kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf  >>) :

Mit fremden Federn

So ungewöhnlich verhält sich der Specht an der Eiche unter der ich sitze, meinen Rucksack mit dem Mittagessen auspacke. Keine Angst hat er. Hämmert einfach weiter. Muss wie ich einen Riesenhunger zu bekämpfen haben. Ah! Ein hartes Ei hat meine Frau mir eingepackt. Nein, zwei, damit ich diese gegeneinander schlagen kann. Wäre praktisch hätte ich so einen spitzen Schnabel wie der Vogel über mir. So geschieht leider was nicht geschehen sollte, beide Eier gehen beim zweiten Schlag zu Bruch. Hätte nicht so hart schlagen sollen. Aber weich schlagen? Das lässt selbst ein hartes Ei nicht zu. Nun muss ich beide verzehren. Kann keines für die Nachmittagsessgelüste aufsparen. Beginne im Takt des Schnabelschlagens an der Eiche die 2 Köstlichkeiten zu schälen. Mussten ganz durch erschreckt worden sein, die Schale lässt sich leicht ablösen. Was für Schauergeschichten wurden ihnen nach der Entnahme aus dem kochenden Wasser von meiner Gemahlin wohl erzählt? Schade, dass die Eier nicht mehr sprechen können. Und da, noch zweieinhalb Rädchen italienische Salami! Ein Butterbrot. Dick beschmiert. Und die Flasche mit dem köstlichen Quellwasser. Gerade eben abgefüllt, bevor ich den Schutz der Eiche aufsuchte. Lege alle Speisereien auf das karierte Tuch, das ich am Boden des Rucksacks finde. Meine Frau denkt wirklich an alles! Hebe meine Flasche, trinke der Gemahlin in der Ferne mit dem eiskalten Wasser, angereichert durch meine Herzenswärme, in drei tiefen Schlucken zu. Was bin ich doch für ein Glückspilz! Mit Liebe gesegnet. Kann mit meinem Verlauf des Lebens echt zufrieden sein, muss diesen nicht löschen! Hebe die Flasche nochmals, trinke mir selbst nun zu.
Man soll die Feste feiern wie …, nein, ich traue meinen Augen nicht bevor der tiefe Schluck erfolgen kann. Der Specht, es muss ein Buntspecht sein, ich bin zwar kein Ornithologe, aber so bunte Federn habe ich noch nie erblickt, sitzt auf dem Küchentuch das vor mir liegt. Blickt mit seinen nach innen gekehrten seitlichen Augen direkt in die Meinigen. Setzt sich jetzt auf beide geschälten Eier. Nimmt diese unter seine Gefieder. Ist der Vogel von Sinnen? Hat er einen Vogel? Kommt dieses geflügelte Wort von einem gleichen Ereignis, das bereits jemand erlebt hat, ein ‚déjà-vu‘? Oder habe ich ein solches bereits in einem früheren Leben erfahren, gar im Jetzigen. Vergesslich bin ich nicht. Doch ein König, nein, ein Kaiser im Verdrängen! Sagte mir erst kürzlich mein Freund, der Psychiater. Aber der sieht alles unter diesem Aspekt. Keinen Respekt dabei. Wirft allen Mitmenschen diesen Fehler vor. Ich versuche den Vogel, der einen Vogel hat, und der jetzt sitzend nach meiner Salami pickt, zu verscheuchen. Doch er bleibt seelenruhig auf den Eiern sitzen. Den verschreckten, geschälten Überbleibseln des Symbols der Fruchtbarkeit. Könnte dieses sich vor mir abspielende Naturwunder in den Rucksack packen. Den Inhalt dann ins Naturkundemuseum tragen. Es wissenschaftlich untersuchen lassen. Um seiner Bedeutung dadurch auf die Spur zu kommen.
Nehme den Rucksack zur Hand. Will diesen fassen. Es will mir nicht gelingen. Meine Hände sehen so fremd aus. Krallig. Je drei Krallen an der Zahl. Und meine Arme. Nein, voller bunter Federn! Nun, dass ich als Schriftsteller Federn nutze, liegt auf der Hand. Doch bunte? Fühle jetzt Wärme im Bereich auf dem ich sitze. Und ein leises prickeln. Ein kaum wahrnehmbares Piepsen. Bekomme ich Nachwuchs? Mit fremdem Gefieder? Gut möglich. Denn ich selber schreibe nicht. Es schreibt mir. Mit fremder Feder. Auch diese Kurzgeschichte …




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"Mit fremden Federn" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:






Einige Kommentare zu dieser Kurzgeschichte:

Am 01. Mai 2021 schrieb ein anonymer Leser:

"Bei dieser Geschichte ging mir das Herz auf, ich fühlte mich als Ihr Gast bei Ihrem Zmittag unter dem Baum und mit dem Buntspecht. Sie schreiben so allerliebst. Danke für die lauschigen Momente."

Am 01. Mai 2021 schrieb ein anderer anonymer Leser:

"Ihre Kurzgeschichte: ein Genuss! Mit so viel Fantasie möchte ich auch ausgestattet sein."





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